AW: Reifenverschleiß Alfa 159, Spider, Brera (Es muss sich etwas bewegen !!!)
Hallo Gemeinde,
normalerweise bin ich nur im Oldtimer Forum unterwegs, aber Reifen Freds interessieren mich quasi von Amts wegen, da ich in der Reifenentwicklung meine Brötchen verdiene. Ich möchte zum Thema Innenschulterverschleiß einige Anmerkungen machen, vielleicht hilft es euch weiter:
1. Der negative Sturz als Ursache wird i.a. überschätzt, der Einfluß ist wesentlich geringer, als populärwissenschaftlich verbreitet wird, auch in diesem Forum.
2. Ein wesentlicher Einfluß ist die Spur. Grundsätzlich gilt: Vorspur fördert Aussenschulterverschleiß, Nachspur fördert Innenschulterverschleiß, Konsequenz daraus ist, im Rahmen der Toleranz Richtung max. Vorspur zu gehen.
3. I.d.R. sind die Achsen nicht spur- und sturzkonstant. Viele Fahrzeuge gehen beim Bremsen in Nachspur um den Bremsweg zu minimieren, ergo erhöhen viel Bremsmanöver den Innenschulterverschleiß.
4. Richtig ist, dass tendenziell mit abnehmendem Reifenquerschnit zunehmender Reifenbreite die Häufigkeit von Innenschulterverschleiß zunimmt. Warum? Verschleiß entsteht durch Schlupf. Bei Kurvenfahrt ist die Außenschulter des jeweils äußeren Rads durch die voll im Eingriff (schlupffrei), bei konstanter Winkelgeschwindigkeit entsteht auf der Innenschulter erheblicher Schlupf, da die Winkelgeschwindigkeit konstant ist, der Weg den die Innenschulter zurücklegen muß, ist jedoch kürzer, also gibt es eine Differenz zwischen Bahn- und Winkelgschwindigkeit, also Schlupf. Verschärft wird das durch die Entlastung der Innenschulter, weil weniger Fächenpressung den Schlupf zusätzlich erhöht. Desto breiter ein Reifen ist, desto größer ist bei Kurvenfahrt die Differenz zwischen Bahn- und Winkelgeschwindigkeit, also Breitreifen haben mehr Schlupf an der Innenschulter. Das kurveninnere Rad wird i.d.R. gleichmäßiger entlastet, so dass sich Links- und Rechtskurven nicht kompensieren können. Dazu kommt noch, dass das kurvenäußere Rad durch die Querkräfte mehr deformiert wird als das kurveninnere Rad. Dadurch wird der kurvenäußere Reifen quasi noch breiter als der innere und das verstärkt den Schlupf.
5. Bei Winterreifen tritt die Problematik deutlich weniger auf, da sie erstens oft kleinere Formate haben und die Lauffläche sich besser an die Fahrbahnoberfläche auf Grund der Lamellierung besser anpassen kann, ergo Schlupf auch verhindert wird.
6. Zu geringer Luftdruck erhöht ebenfalls den Schulterverschleiß, pro Monat verliert ein Reifen durchschnittlich etwa 0,2 bar. Auch hier ist dann die Innenschulter stärker betroffen, da u.a. auch die Deformierung bei Kurvenfahrt zunimmt.
Was ihr konkret tun könnt, ist die max. Vorspur einstellen und regelmäßig den Luftdruck kontrollieren. Das sollte helfen, die schlimmsten "Schmerzen" zu kurieren.
Gruß, Ingo
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